Die meisten Menschen in der heutigen Zeit neigen zu einem erhöhten Muskeltonus. Dies wird unterstützt von dem gängigen Schönheitsideal, nach dem ein sich stark anfühlender Muskel auch als „gesund“ und erstrebenswert gilt.
Jeder Muskel hat einen Grundtonus, vergleichbar dem Standgas beim Motor eines Fahrzeugs. Wenn ein Muskel in Ruhe entspannt ist, verbraucht er nur einen sehr geringen Teil der Energie, die er bei voller Anstrenung verbraucht. Zeigt er dagegen schon im Ruhezustand einen hohen Tonus, bedeutet dies, dass er auch in diesem Zustand schon viel Energie verbraucht. Treten Sie im Leerlauf das Gaspedal schon halb durch und lassen den Motor aufheulen? Viele tun genau dies mit ihrem Muskeln.
Das verbraucht beim Auto viel Benzin und beim Menschen viel Blutzucker. Diesen müssen wir über die Nahrung aufnehmen und über Synthetisierung der Leber bereitstellen. Dazu brauchen wir viel Verdauungssaft und Insulin, um den Blutzucker in die einzelnen Körperzellen zu schleusen. Auf die Dauer erschöpft dies die Bauchspeicheldrüse. Wenn sie dann kaum noch Insulin produziert, beginnt eine sogenannte diabetische Stoffwechsellage.
Wer viele Esser am Tisch hat, tut gut daran, die Speisekammer gefüllt zu halten. Daher essen wir im Vergleich mit Asiaten oder Afrikanern sehr viel und legen uns große Reserven an, die als Fettpolster unsere Hüften zieren. Das erhöht das Körpergewicht und wir brauchen etwas mehr an Muskelkraft, um uns zu bewegen. Die Tendenz zum Übergewicht ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet.
Wenn der Blutzuckerspiegel vergleichsweise sehr hoch ist, das Blut also sehr klebrig ist, haftet der süße Saft auch etwas in unseren Arterien, wie in einem Strohhalm, durch den zuckerige Limonade getrunken wurde. Auf die Zuckerschicht setzen sich Calciumionen aus dem Blut fest, darauf dann wieder klebrige Moleküle. Dies ist zwar mikroskopisch klein, aber im Laufe von Jahren setzen sich die Arterien immer mehr zu. Dies spüren wir dann an besonders sensiblen Stellen am deutlichsten, an den Herzkranzgefäßen. Sind sie verengt, droht der Herzinfarkt. In den Sechziger Jahren war das eine sehr seltene Erkrankung („Managerkrankheit“), die von Spezialisten behandelt wurde. Heute hat fast jeder Hausarzt ein EKG in seiner Praxis stehen und hunderttausende Menschen sterben jedes Jahr daran.
Zugesetzte Arterien sind auch die Ursache des Hirninfarktes (Apoplex) und oft beteiligt an einer ganzen Reihe anderer Erkrankungen. Aber wer kommt schon auf den Gedanken, dass alle diese Erkrankungen die Folge eines hohen Muskeltonus sind? Weil dies nur schleichend passiert, fällt es nicht auf und wird nicht in Zusammenhang gebracht. Dabei ist es offensichtlich. Wenn Sie den Motor Ihres Fahrzeugs im Standgas schon dauernd aufheulen lassen, dürfen Sie sich über eine kurze Lebensdauer der Maschine nicht wundern. Warum sollte es bei uns Menschen anders sein?
Wir halten einen knackigen Muskeltonus nicht für erstrebenswert. Es reicht vollkommen, wenn die Muskulatur in ihrem Grundtonus nur mäßig entwickelt ist, wie wir es bei Kindern noch finden. Versuchen Sie mal das Tagesprogramm an Bewegung eines normal entwickelten Fünfjährigen zu absolvieren. Der kann stundenlang fussballspielen, fahrradfahren und schwimmen. Schaffen Sie das auch? Nur wenn Ihre Muskulatur relativ entspannt ist, haben Sie eine Chance, mitzuhalten. Bei stark gespannter Muskulatur müssen sie ein austrainierter Athlet sein, um mithalten zu können. Oder schauen Sie sich wirkliche Ausdauerathleten an, wie Marathonläufer. Die wirken nicht besonders muskulös, eher im Gegenteil.
Der hohe Muskeltonus hat seinen Preis. Wer ihn nicht mehr zahlen will, muss sein Leben lockerer angehen. SANJO ist eine Möglichkeit, sich diese Lockerheit wieder zu erschließen. Mit einfachen Körperübungen kann man sich Gelenk für Gelenk wieder eine Entspanntheit antrainieren, die den Anspannungspegel in der Muskulatur auf ein vernünftiges Maß reduziert. Wer konkrete Probleme und Schmerzen hat, sollte sich gezielt von einem SANJO-Therapeuten behandeln und sich bei der Tonussenkung helfen lassen.
In der Bevölkerung ist Muskelaufbautraining sehr beliebt. Dahinter steht die Überzeugung, dass nur ein starker Muskel ein gesunder Muskel ist. Es wird Zeit, sich von dieser falschen Vorstellung zu verabschieden.
Wenn beispielsweise auf einem Segelboot der Mast schief steht, weil die Wanten auf der einen Seite stärker ziehen als auf der anderen Seite, dann kann man sicherlich die schwächere Seite stärken und dort die Wanten weiter anziehen. Dies hat aber einen Nachteil: Es erzeugt sehr viel Spannung im Mast und am stärksten im Übergang zum Bootsrumpf. Eine intelligentere Lösung ist es, die zu stark gespannten Seile nachzulassen und den Mast auf diese Weise wieder ins Lot zu bringen. Dies vermindert die Last im Mast und im Bootsrumpf. Entspannung vermeidet am besten den „Mastbruch“.
Es ist nur wesentlich schwieriger, Entspannung zu trainieren, als Spannung. Wir sind es nicht gewöhnt, innezuhalten und feinste Bewegungen in uns wahrzunehmen. Dieser Prozess beginnt mit dem Umdenken und dem Erlernen der Fähigkeit, auf seinen eigenen Körper zu hören.